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Kino

Vortrag: Mein Körper gehört mir (nach Feierabend).

Mein Körper gehört mir (nach Feierabend). Eine feministische Auseinandersetzung mit Prostitution

Vortrag und Diskussion mit meine frauengruppe (Leipzig)

Fr. 18. September 2015/19 Uhr/M54

Prostitution ist nach wie vor ein heißes Eisen in der feministischen Debatte, an dem sich die Geister heute stärker scheiden als noch vor zehn, zwanzig Jahren. Die Analyse von Prostitution als eines besonders frauenverachtenden Übels der patriarchalen Gesellschaft, wie sie vielfach von der Zweiten Frauenbewegung vertreten wurde, ist mancherorts einer Betrachtungsweise gewichen, die einerseits individuelle und sexpositive Aspekte von Prostitution stärker in den Vordergrund rückt und andererseits auf den Charakter von Sexarbeit als Lohnarbeit hinweist, die anders denn als Lohnarbeit zu verurteilen moralisierende Heuchelei wäre. Prostitution wird somit zur individuellen Lebensentscheidung der Sexarbeiterin, die es kaum noch gesellschaftskritisch einzubetten gilt. Entsprechend wurde im Herbst 2013 Alice Schwarzers Initiative, Prostitution in Deutschland zu verbieten, mit dem wütenden Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht und die vielfältigen Biographien von Sexarbeiter_innen kritisiert.

Diese letzte öffentliche Debatte um das Thema wollen wir in unserer Veranstaltung aufgreifen. Einleitend sollen Auszüge der 3sat-​Dokumentation „7 Tage im Bordell“ gezeigt werden, in der auf den Alltag von Sexarbeiterinnen in einem deutschen Bordell eingegangen wird. In einem anschließenden Input werden feministische Positionen zur Prostitution vor- und einander gegenübergestellt. Leitfragen bzw. Diskussionsanstöße werden dabei sein: Ist die Reduktion von Sexarbeit auf Lohnarbeit möglich? Welche Rolle spielen bei der Entscheidung, Prostitution als Dienstleistung anzubieten bzw. in Anspruch zu nehmen, die geschlechterspezifische Sozialisation und das damit einhergehende instrumentelle Verhältnis vieler Frauen zu ihrem Körper? Wie lässt sich eine materialistisch​-feministische Kritik formulieren, die Prostitution im Zusammenhang des „warenproduzierenden Patriarchats“ (Roswitha Scholz) erfasst – und zugleich die feministische Solidarität mit Prostituierten in den Vordergrund stellt?

unterstützt durch die Rosa Luxemburg Stiftung

http://meinefrauengruppe.blogsport.de

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