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Grüß die Hausleut’, Jomey

Sein Erscheinungsbild hatte etwas sehr Beeindruckendes – groß, kräftig und roter Rauschebart. Manche verglichen sein Äußeres mit Rübezahl, dem grummeligen, aber hilfsbereiten Hünen aus dem Riesengebirge. Eine Sagengestalt war Jochen Meyer – Jomey – freilich nicht, aber ein herzensguter und stets hilfsbereiter Riese. Meist ein Lächeln auf den Lippen war er für jeden Spaß zu haben, besonders wenn es etwas mit Filmen oder Kino zu tun hatte. Das war seine große Leidenschaft: Kino in allen Formaten.

Aufgewachsen im Erzgebirge nahe der tschechischen Grenze, verschlug es ihn nach Karl-Marx-Stadt an die Uni – und dort in den Filmclub. Über die Zusammenarbeit mit dem Studentenclub ist er zum AJZ gekommen. Hier verkündete er im damals noch unbeheizten „Kino in der Kolonnade“ die aktuelle Raumtemperatur und verteilte Decken an die frierenden Zuschauer. Mit viel Hingabe übernahm er die Pflege und Weiterentwicklung der Kinotechnik, ehe er mit seinem technischen Sachverstand die Projektoren im „Mediencafé m54“ einrichtete. Bei all dem verbrachte er immer wieder kleine und größere Wunder. So war es ihm als DIY-Pionier ein Leichtes, den alten Ernemann-Projektoren aus den 30er-Jahren modern wummernden Raumton für die Besucher der „Kolonnade“ zu entlocken.  Und wenn etwas kaputtging, hatte er fast immer das passende Ersatzteil auf Lager. Das brachte die Kapazität mancher Schränke oder ganzer Räume und gelegentlich auch die seiner Mitstreiter an die Belastungsgrenze. Doch genau mit diesem Fundus historischer Bauteile und Geräte, seinem schier unerschöpflichem Wissen und seiner Leidenschaft fürs Kino konnte er anderen kinobegeisterten Menschen immer wieder eine tatkräftige Hilfe sein.

Jomey sorgte sich im AJZ jedoch nicht nur um die Kinotechnik, sondern zeigte auch anderweitig viel Talent. Er kuratierte besondere Filmreihen mit dem einen oder anderen cineastischen Schmankerl und schrieb Texte für das Programm, die zumeist prägnant und präzise, manchmal jedoch auch etwas verstörend gewesen sind. Das „Deutsche Neuland“ brachte er am Rechner in eine optisch ansprechende Form und steuerte nicht nur Beiträge, sondern gleich den Namen der damaligen AJZ-Zeitschrift bei.

Jomey war nicht nur hier, sondern in allen alternativen Kinos der Stadt und darüber hinaus oft anzutreffen, ob als Filmvorführer oder Gast. Unvergessen sind die gemeinsamen Ausflüge ins Erzgebirge, zu Filmfestivals und ins tschechische Nachbarland. Karlsbader Schnitte geht auch mit Fleischsalat und schmeckt sogar, das lernten wir dabei von Jomey, und ebenso, dass Kino zumeist geschmackvoll, aber manchmal auch geschmacklos sein kann.

Seine Leidenschaft für das osteuropäische Kino ließ ihn jedes Jahr zur Sommerschule nach Uherské Hradiště fahren. Hier war er unter Gleichgesinnten, fand neue Freunde, die wir bei seinen „Jahresringfeiern“ kennenlernen durften – um dann gemeinsam kleine Zeichentrickfilme direkt auf das Polyester malen und das Ergebnis auf der großen Leinwand ansehen zu können.

Nun bist Du auf Deine letzte Reise gegangen, Jomey, und es kommt kein neuer Jahresring dazu. Vielen von uns warst Du stets ein enger Freund und Du wirst uns mit Deiner liebevollen, offenen Art und Deiner Leidenschaft für Filme und Kino schmerzlichst fehlen. Mach’s gut, bis bald und grüß die Hausleut’.

m54 und Freunde

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