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Antifaschistisches Engagement als Notwendigkeit

„Aktivismus, Hacking und Kunst im Kampf gegen die Barbarei unserer Zeit“ (pen.gg)

Pressemitteilung des AJZ e.V. Chemnitz vom 24.08.2020

Das Künstler*innenkollektiv PENG! hat mit der Antifa - Ausstellung in den Kunstsammlungen Chemnitz im Rahmen des Festivals „Gegenwarten“ erneut eine kontroverse Debatte zur Kunstfreiheit und staatlicher Unterstützung antifaschistischer Initiativen ausgelöst. Damit offenbart sich erneut die Notwendigkeit, einen konstruktiven Dialog zu antifaschistischen Bewegungen zu führen.

Dies empfiehlt sich umso mehr vor dem Hintergrund der Ereignisse der vergangenen Monate. Nicht nur der Mord an Walter Lübcke, die rassistisch und antisemitisch motivierten Attentate von Halle und Hanau, die Debatte zu institutionellem Rassismus und Polizeigewalt im Zusammenhang mit dem Tod George Floyds und weiteren (#saytheirnames) sowie die sukzessive Aufdeckung militanter, menschenverachtender Netzwerke und Strukturen in Polizei und Bundeswehr verdeutlichen eindringlich, wie erforderlich eine emanzipative und kritische Kultur-, Recherche- und Bildungsarbeit unter antifaschistischer Perspektive ist.

Erfreulich ist insofern, dass die Kunstsammlungen respektive die Kommune Chemnitz, diese Notwendigkeit offensichtlich ebenfalls erkannt und den Künstler*innen den physischen und ideellen Raum zur Umsetzung des Ausstellung zur Verfügung gestellt hat - sicher nicht zuletzt in Hinblick auf den Imageschaden für die Stadt durch die rassistischen Ausschreitungen 2018.

Das Projekt des Peng!-Kollektivs regt, durchaus provokativ, eben diesen wünschenswerten und notwendigen Diskurs an, vermittelt gut recherchierte Hintergrundinformationen und erreicht auch ein Publikum, das sich bislang noch nicht tiefergehend mit diesen Inhalten beschäftigt hat. Im Rahmen der Ausstellung erfährt der Begriff des Antifaschismus eine zeitgemäße Definition im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Umstände. Er erweitert die historischen Bezüge zum „Fascismo“ Mussolinis in Italien und zum deutschen Nationalsozialismus. Wie der Künstler Bernd Langer in der Podiumsdiskussion zur Antifaschistischen Auktion am 22.08.2020 feststellte, existiert eine strukturierte Antifaschistische Bewegung wie zu Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr. Viel mehr zeigt sich Antifaschismus heute in solidarischen Bündnissen, die sich basierend auf regionalen Strukturen der engagierten Zivilgesellschaft themenabhängig vernetzen und durch verschiedenste politische, soziale und kulturelle Hintergründe und Aktionsformen geprägt sind.

Das große Interesse an der Ausstellung lässt sich an den hohen Besucher*innenzahlen und dem Erfolg der Versteigerung der Ausstellungsstücke erkennen. Dies verdeutlicht  zum einen ein großes Informationsbedürfnis, zum anderen eine zunehmende Unterstützung antifaschistischer Arbeit – auch in Anbetracht des latenten und immer offener zu Tage tretenden menschenverachtenden Hasses. Dieser widerspiegelt nicht nur die Vergangenheit, er ist immer noch struktureller Bestandteil des politischen Diskurses und gesellschaftlicher Ist-Zustand. Wie kann sich das ändern?

Der Auktionserlös von fast 7.000 € wird dem AJZ e.V. gespendet. Das Alternative Jugendzentrum in Chemnitz engagiert sich auf Grundlage eines antifaschistischen, antirassistischen und antisexistischen Selbstverständnisses sowohl im Bereich der Soziokultur und des Konzertbetriebs wie auch im Rahmen einer kosmopoliten, partizipativ und emanzipativ orientierten Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit seit 30 Jahren in der Region.

Wir bedanken uns herzlich bei PENG!, allen ausstellenden Künstler*innen, Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen sowie bei allen Bieter*innen für das Vertrauen in unsere Arbeit. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass wir nur ein einzelner Verein in einem großen Bündnis engagierter Akteur*innen sind und auch nur in diesem Netzwerk erfolgreich agieren können. Darum bedanken wir uns ebenso bei allen Engagierten, die sich gemeinsam mit uns seit vielen Jahren aktiv und mutig gegen Nazistrukturen und alle Formen alltäglicher und struktureller Diskriminierung in der Region einsetzen. Unsere Solidarität gilt besonders den Organisator*innen und Unterstützer*innen des Antifaschistischen Jugendkongresses, der im Herbst zum fünften Mal in Chemnitz stattfinden wird.

Die „Barbarei unserer Zeit“ diskreditiert und kriminalisiert antifaschistisches Engagement. Diesem Umstand muss jetzt und auch künftig sowohl auf institutioneller Ebene wie auch im zivilgesellschaftlichen Rahmen entschlossen begegnet werden.

SIAMO TUTTI ANTIFASCISTI !

Kontakt

AJZ e.V. Chemnitz
Öffentlichkeitsarbeit | Presse

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Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an o.g. Adresse.

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